Wer kennt das nicht? Da möchte man ein Porträt vom Hintergrund freistellen und die optischen Gesetze bei Kameras mit kleinem Sensor machen Dir einen gehörigen Strich durch die Rechnung.
Von hier bis Norwegen ist alles scharf und das Porträt kommt nicht wirklich gut zur Geltung.
Spiegellose Kameras sind jedoch sehr praktisch und werden immer beliebter. Sie wiegen nur einen Bruchteil von hochwertigen DSLR-Boliden und kommen mit einer sagenhaften Ausstattung daher. So habe ich mich bereits vor einigen Jahren in die Lumix-Serie von Panasonic verliebt. Dies soll keine Schleichwerbung sein. Wahrscheinlich sind Olympus, Sony oder Fuji genauso gut.
Was mich immer gestört hat ist, dass die lichtstärkeren Objektive für MFT meist sündhaft teuer sind und preislich den Herstellern von DSLR-Optiken nicht sehr weit hinterherhinken. Es müsste eine Möglichkeit geben, die ohnehin schon verfügbaren hochwertigen Optiken der DSLR an das kleine spiegellose Gehäuse zu adaptieren. Natürlich gibt es so etwas schon seit geraumer Zeit – Manko war jedoch, dass die Automatikfunktionen der Autofokus und die Exifdaten auf der Strecke blieben. Alles manuell lautete die Devise und das ist gerade dann, wenn es darum geht, ein Motiv schnell einzufrieren oft schwierig.
Durch Gespräche mit Fotofreunden bin ich auf einen Adapter aufmerksam geworden, der landläufig die Bezeichnung „Speedbooster“ trägt. Hiervon gibt es mehrere Hersteller und ich habe mich aufgrund der durchweg positiven Bewertungen bei Youtube & Co. für den Hersteller Metabones entschieden.
Was macht der Speedbooster?
Es handelt sich um einen Crop-Reduktor (neue Wortschöpfung meinerseits) der den klassischen Cropfaktor von 2.0 reduziert. Gleichzeit wird durch das deutlich geringe Auflagenmaß (Abstand vom Sensor zum Objektivbajonett) ein Lichtzugewinn von 1,3 Blenden erzielt. Sämtliche Funktionen wie Autofokus, Blenden-/Zeitübertragung, EXIF-Daten werden unterstützt. Es gibt den Adapter in 2 Ausführungen.
- Variante mit Reduktionsfaktor 0,64 für Vollformatobjektive
- Variante mit Reduktionsfaktor 0,71 für APS-C Objektive
In der Praxis sieht das dann wie folgt aus:
Hat man bisher ein 100 mm Objektiv an eine MFT-Kamera geflanscht, ergab sich daraus ein Bildausschnitt, der dem eines 200 mm Objektives an einer Vollformatkamera entsprach. Eben genau Faktor 2.0.
Durch den Speedbooster, der über optische Linsenelemente verfügt, werden nun beim gleichen 100 mm Objektiv 128 mm Brennweite erreicht. Die Rechnung lautet 100 mm x Cropfaktor 2.0 = 200 mm x Reduktionsfaktor 0,64 = 128 mm.
Hiermit ist man also nicht mehr so sehr weit entfernt vom Bildwinkel des Vollformats. Soweit, so gut.
Nun kommt aber die eigentliche phänomenale Eigenschaft des Speedboosters. Durch das geringere Auflagenmaß befindet sich der Bildkreis des Vollformat-Objektivs sehr viel näher am Sensor als bei einer DSLR. Hier muss das Licht erst einmal durch den Spiegelkasten hindurch zum Sensor gelangen. Bei einer MFT-Kamera entfällt der Spiegelkasten und somit verkürzt sich die Wegstrecke zum Sensor. Das Linsensystem im Adapter sorgt nun dafür, dass die nicht genutzten Lichtstrahlen eines größeren Bildkreises (Kleinbild/APS-C) umgelenkt werden um auf eine kleinere Sensorfläche zu treffen. Dies wiederum bewirkt einen Lichtgewinn von sage und schreibe 1,33 Blenden.
Ich war natürlich mega neugierig, wie sich das in der Praxis auswirkt und habe gleich einmal ein paar Testfotos gemacht. Da kein sonstiges geeignetes zweibeiniges Model zur Verfügung stand, musste Ayla, meine Colliedame herhalten, die immer und überall ein reizvolles Motiv abgibt.
Angeflanscht wurde ein Canon EF 24-70, F 2.8 II, dem man eine sehr gute Abbildungsleistung nachsagt. Dies kann ich bestätigen. Aufnahmen mit dieser Linse an einer Canon Vollformat DSLR sind einfach fantastisch.
Als mFT-Kamera habe ich eine Lumix GX8 mit 20 Megapixeln verwendet. und hier sind die Resultate:
LUMIX GX8 – Canon EF 24-70, F 2.8 II
EXIF: 1/640 sec. bei F 1.8, 28 mm, ISO 200
Ayla wird fantastisch vom Hintergrund gelöst – das Bokeh ist sehr weich, also genau so, wie man es sich von einer offenen Blende 1.8 wünscht. Durch den Lichtgewinn, wird also aus einem durchgängigen F 2.8 ein durchgängiges F 1.8. Der absolute Hammer.
Nun möchte man natürlich gerne wissen, wie denn die Schärfentiefe bei 100%iger Zoomstufe verläuft. Auch das ist sehr überzeugend. In meinem Beispiel, das ich aus der Hand mit 1/640 sec. geschossen habe, kann man erwarten, dass da bei Brennweite 28mm nichts verwackelt. Dem ist auch so. Das Auge habe ich voll in der Schärfeebene erwischt. Jedoch kurz dahinter verläuft die linke Kopfseite bereits in der Unschärfe. Bei einer MFT-Kamera mit Cropfaktor 2.0 und einer Sensorgröße von nur 17,3 x 13,0 mm eigentlich unmöglich – mit dem Speedbooster aber kein Problem.
100% Crop-Ausschnitt vom selben Foto
Die Schärfe und der Detailreichtum der Canon Linse sind atemberaubend. Die 20,3 Megapixel vom Lumix Sensor überzeugen ebenfalls. Ich für meinen Teil bin absolut begeistert von den Ergebnissen.
Zahlreiche weitere Infos und Rezensionen gibt es bei YouTube.
Als Resumée kann ich festhalten, dass die Investition von ca. 700,- EUR (Listenpreis 899,- EUR) sich aus meiner Sicht gelohnt hat, da ich nun sämtliche, in den vergangenen Jahren angeschafften Canon Linsen inklusive aller Filtersysteme, sinnvoll und mit verbesserter Lichtstärke nutzen kann.
Danke für’s Lesen
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